Welche Vorteile hat ein Burnout?
Es wird immer noch oft als „Mode-Diagnose“ abgetan und in unserer Leistungsgesellschaft gerne mal als Schwäche wahrgenommen: das Burnout. Das erstmals 1969 erwähnte und in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts immer häufiger in Pflegeberufen aufgetretene psychologische Phänomen betrifft heute auch immer mehr Management-Kräfte, nicht zuletzt uns Menschen in der Unternehmenskommunikation. Sie ahnen es vielleicht schon, mein heutiger Beitrag aus der Reihe #Sonntagsfrage fällt ein bisschen persönlicher aus. Umso mehr freue ich mich, wenn er #Mehrwert für Sie hat.
Ziemlich genau vor zwei Jahren war es so weit. Mein Körper hatte die smarte Idee, mir eindrucksvoll zu vor Augen zu führen, dass Schicht im Schacht ist. Ausgebrannt. Rien ne va plus. Ich musste ins Krankenhaus.
Ich könnte jetzt darüber schreiben, wie schlimm es war. Das war es sicherlich auch. Für die Firma und alle, die damit zu tun hatten, für meine Freund:innen, für meine Familie, für meinen Mann, für mich.
Aber nicht nur, dass das wahrscheinlich niemanden nützte, erst recht nicht Ihnen, die Sie gerade Ihre Zeit investieren und diesen Beitrag lesen, es würde auch vom für mich Wesentlichen ablenken. Von dem, was man aus einem Burnout mitnehmen kann, von dem was es bringt.
Sich wieder spüren
Es mag vielleicht irritieren, ich bin aber überzeugt davon, privat wie beruflich profitiert zu haben. Sich wieder zu spüren, vielleicht sogar erstmals wirklich zu spüren, ist ein ungeheuer wertvolles Gefühl. Ein mitunter anstrengendes, manchmal überwältigendes, aber wirklich wertvolles Gefühl. Lernen, seine Stärken besser einzuschätzen und einzusetzen, weil man mit seinen Ressourcen gesünder umgehen muss, wiegt auch viel schwerer auf der Haben- als auf der Sollseite.
Achtsamer sein
Nicht nur, dass ich heute das Gefühl habe, mich selbst besser zu spüren denn je, ich glaube auch, ein besseres Gespür für meine Mitmenschen bekommen zu haben. Mehr darüber nachzudenken, wie es dem Gegenüber gerade geht, offener, achtsamer durchs Leben zu gehen, die Freude an vermeintlichen Kleinigkeiten (wieder) zu entdecken, alles das tut gut. Jeder und jedem von uns.
Hilfe annehmen können
Das mit dem Hilfe annehmen, ist so eine Sache. Leicht fällt das wahrscheinlich nur wenigen. Als ich nicht mehr anders konnte, habe ich langsam gelernt, Hilfe anzunehmen. Einfach ist das immer noch nicht, aber ich kann es heute besser und (wert-)schätze es mehr als früher.
Die beste Nachricht zum Schluss
Man kann all das von mir Beschriebene auch lernen, bevor man so richtig ausgebrannt ist. Sich einzugestehen, dass es da das eine oder andere Thema gibt, das bearbeitet werden sollte und darüber zu sprechen, ist glaube ich ein guter Anfang. Wir alle haben unsere Themen und tragen einen Rucksack mit uns herum. Es hindert uns niemand daran, ihn etwas auf- bzw. auszuräumen.
PS: Wirtschaftlich wird mir dieser Beitrag vielleicht sogar schaden, wenn er aber auch nur einem einzigen Menschen da draußen ein bisschen hilft, ist es mir das wert. #Karma